In der Arbeit mit Menschen mit Demenz geht es weniger darum, einzelne Verhaltensregeln im Umgang mit Menschen mit Demenz zu erlernen und diese zu befolgen, als vielmehr um die grundsätzliche Haltung und Einstellung von Pflegenden, um deren Integrität und Glaubwürdigkeit und die Fähigkeit das Anderssein anderer Menschen in ihrer Individualität und ihrem biografischen Gewordensein akzeptieren zu können.
So ist kaum anzunehmen, dass Menschen, die sich in ihrem sonstigen Alltag in der Interaktion Anderen gegenüber negativ, herabsetzend und bevormundend verhalten, im Rahmen einer pflegerischen “Dienstleistung” mit einem Mal in authentischer Art und Weise offen und wertschätzend handeln und mit Anderen interagieren.
Eine Trennung von Praxis und Ethik ist in diesem Zusammenhang genauso imaginär, wie die Trennung von theoretisch fundiertem Wissen und praktischem Handeln.
Die Grundlagen der Begegnung mit Menschen mit Demenz und das Fraglose und Gemeinsame auf dem sie beruht, sind aus ethischer Perspektive heraus betrachtet die gleichen, wie die innerhalb der Begegnung mit anderen Menschen auch.
Wir benötigen keine eigene und gesonderte “Pflegeethik“, in der Pflege und gesellschaftlicher Raum voneinander getrennt erscheinen, sondern eine ethisch begründete Pflege, die sich ihrer eigenen Grundlagen und Wurzeln bewusst ist und die gleichzeitig eine neue soziale Praxis in der Arbeit mit Menschen mit Demenz einleitet.